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Zur Ausstellung von Stefan Fichert: Sisyphos vom 12.4. bis 17.5.2002 in der Galerie Pich

Der Sisyphos-Zyklus von Stefan Fichert

Der antike Mythos des Sisyphos, obwohl bei Homer nur mit wenigen Versen beschrieben, hat immer wieder Maler, Dichter und Philosophen zu eigenen Interpretationen inspiriert und ist auch heute noch als allgemein menschliche Erfahrung fast jedem geläufig.

Vor dem Hintergrund der so menschlichen Götterwelt der Antike mit ihren Händeln und Intrigen, ihren Belohnungen und Strafen steht die archaische Figur Sisyphos. Er wird bestraft dafür, dass er ein erotisches Abenteuer des Göttervaters Zeus ausgeplaudert hat. Verbannt in die Unterwelt muss er einen schweren Marmorstein einen steilen Berg hinaufwälzen. Kurz vor dem Gipfel rollt der Stein wieder ins Tal und die fruchtlose Arbeit muss wieder von neuem beginnen. Mögen bei "Strafantritt" Wut, Verbitterung und Fragen nach Recht und Gerechtigkeit vorherrschen, so setzt doch irgendwann Gelassenheit ein, und Sisyphos und sein Stein werden eins: der Mensch und sein Schicksal. Es geht um die Sinnsuche im scheinbar Sinnlosen und dabei, wie Camus in seinem berühmten Essay sagt, muss man sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Die Reflektion über diesen Satz von Camus ist der Ausgangspunkt für Stefan Ficherts Zyklus "Sisyphos". (26 großformatige Zeichnungen, 2001, Kohle, Kreide und Pigmente auf Papier, 120 x 80 cm) Zunächst verbindet er mit Sisyphos Bilder von Mühe und Plage und zeichnet Arbeiter, Dauerläufer, Gewichtheber, Mensch-Maschinen. Eins dieser Bilder trägt den Schriftzug: "es ist schwer, sich Sisyphos glücklich vorzustellen". Allmählich beginnt der Ausdruck der Menschen sich zu ändern: bald wird aus Wut und Arbeitswut Verzweiflung, Auflehnung, dann Ekstase, dann ein Innehalten, sich Besinnen, schliesslich kehrt Ruhe ein, der Mensch wird "eins mit seinem Stein", mit seinem Schicksal. Beim letzten Bild sieht Sisyphos gelassen zu, wie der Stein wieder bergab rollt.

Das Schattentheater-Projekt

Bei der Arbeit an Sisyphos ist bei Stefan Fichert der Plan entstanden, ihn zur zentralen Figur eines Theaterstücks zu machen und so eine Brücke zu schlagen von der bildenden zur darstellenden Kunst. Er wählt die Form des Schattentheaters, das – uralt und immer wieder aktuell - besonders zur Darstellung von Mythen geeignet ist. Er erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten dieses alten Mediums durch moderne Licht- und Projektionstechnik, bewegte Lichtquellen, variable Projektionsflächen, Farbe und Dreidimensionalität. Sparsamer Einsatz von Sprache und Musik soll das Spiel von Licht und Schatten ergänzen und zueinem eindringlichen Theater der Bilder führen.

Für Stefan Fichert und die Puppet-Players ist das Medium nicht neu. Vier Schattentheater-Inszenierungen sind seit 1987 entstanden, in Co-Produktion mit den Münchner Philharmonikern. Mit der "Geschichte vom Soldaten" waren sie auf vielen Festivals im In- und Ausland, u.a. in Ascona, Dubrovnik und Edinburgh und Japan. Mit zwei weiteren Inszenierungen gingen sie 1987 auf China-Tournée. In Fachzeitschriften berichtete Stefan Fichert über die Spieltechnik. als Mitautor des Buches "Schattentheater - Kunst und Technik" leistete er einen Beitrag zur Entwicklung und Vrbreitung dieses Mediums. Die Inszenierung Sisyphos wurde bereits zum 6. Internationalen Festival 2003 des Schattentheater-Zentrum in Schwäbisch-Gmünd ausgewählt.

Peter Pich, unter Verwendung eines Textes von Stefan Fichert


Vorab-Lesung aus Texten zu Sisyphos bei der Eröffnung der Ausstellung

Zur Eröffnung der Ausstellung des Zyklus "Sisyphos" am Donnerstag, den 11. April 2002 um 19 Uhr liest Wolf Euba aus neuen Texten von Hartmut Riederer, die für dieses Theaterprojekt geschrieben wurden.


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