Wolfram Kastner    Menu
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2002: "Judensau” -
Kirchliche Sauereien in Nürnberg, Köln,....

Orte mit derartigen Skulpturen

Am Südostchor der St. Sebaldkirche in Nürnberg befindet sich eine antijüdische Hohnskulptur, eine sog. "Judensau" aus dem 14. Jahrhundert. Dargestellt sind Juden, die an den Zitzen einer Sau saugen - das steinerne Dokument der menschenverachtenden und gewalttätigen Geschichte des Christentums symbolisiert eine Tradition in Deutschland, die im Auschwitzsystem und dem Mord an Millionen europäischen Juden kulminierte. Das christliche Schmähwort "Judensau", das mit einigem Recht als christliche Sauerei bezeichnet werden kann, wurde zu einem stehenden Begriff, den die deutschen Antisemiten und Nazis selbstverständlich übernehmen konnten.

Solche Zeugen des mörderischen deutschen Antisemitismus, sind noch immer - öffentlich unkommentiert - zu sehen; ebenso wie in 28 weiteren deutschen oder ehemals deutschen Kirchen. Nur in Wittenberg wurde eine Tafel am Boden hinzugefügt, die eine Distanzierung vom niederträchtigen Geist dieser Skulptur enthält. In etlichen Städten wurden in Phasen der Liberalisierung solche Skulpturen entfernt (z.B. in Salzburg), weil man sich von dem inhumanen christlich-fundamentalistischen Geist distanzierte.

Aktion in Nürnberg

In Nürnberg wurde sowohl die Entfernung als auch die öffentlich sichtbare Distanzierung oder Kommentierung abgelehnt. Ein erst kürzlich erschienenes Faltblatt ist nur in der Kirche, nur in deutscher Sprache und mit einer eklatanten historischen Fehlbehauptung erhältlich: Nürnberg habe keine führende Rolle bei der mittelalterlichen Judenverfolgung gehabt. Das Gegenteil ist wahr.

Die Information gehört sicher dorthin, wo das verletzende Hohnbild sich befindet, oder aber dieses Machwerk dorthin, wo die Information ausliegt!

Der Nürnberger Pfarrer Schorr rief schon vorher die Polizei und zeigte uns nach der Aktion an. Unser Angebot, gemeinsam über einen unmissverständlichen Text für eine öffentliche Tafel nachzudenken, blieb unbeantwortet. Zudem log er die Journalisten und uns ganz (un?)christlich an: alles sei mit der jüdischen Gemeinde abgesprochen.. Dem widersprach der Präsident der jüdischen Gemeinde. Teilte der Presse nach unserer Aktion mit, dass er die Kirche nicht betrete, bis dort eine Tafel angebracht sei.

Wir warten die Strafanzeige in aller Ruhe ab und bereiten weitere Aktionen vor: in Cadolzburg, Regensburg, Brandenburg, Bayreuth ....In dieser Zeit, wo Antisemitismus und die Ausgrenzung anderer in Deutschland sich ausbreiten, ist eine öffentliche Diskussion und unmissverständliche Distanzierung davon - gerade von den Kirchen - in jedem Falle erforderlich, um die Wahrnehmung und die Sensibilität zu diesem Thema anzuregen.

Christliche Sauerei

Im Kölner Dom befindet sich eine der 25 antijüdischen Spottskulpturen, die heute an deutschen Domen und öffentlichen Gebäuden erhalten sind und die in der christlich geprägten Sprache des Volksmundes ebenso wie in der Fachsprache der Kunstgeschichte als "Judensau" bezeichnet werden. Es sind Dokumente der menschenverachtenden, diffamierenden und gewalttätigen Geschichte des Christentums und Zeugen einer furchtbaren antisemitischen Tradition in Deutschland, die im Mord an Millionen europäischen Juden kulminierte. Das christliche Schmähwort "Judensau", das an sich schon ehrverletzend ist, wurde zu einem stehenden Begriff, den die deutschen Antisemiten und Nazis übernahmen.

Diese Symbole des mörderischen deutschen Antisemitismus, der leider in Teilen heute noch existiert, sind noch immer - bis auf eine Ausnahme unkommentiert öffentlich zu sehen. Nur in Wittenberg wurde eine Tafel am Boden hinzugefügt die eine - wenngleich etwas schwache - Distanzierung vom niederträchtigen Geist dieser Skulptur enthält. In anderen Städten gelang dies trotz gleicher Bestrebungen einzelner Personen nicht.

In Köln ließ die Dombaumeisterin Prof. Schock-Werner den Dom zusperren und erklärte mein Ansinnen für "geschmacklos" - nicht aber das Wort oder die Skulptur, in der sie lediglich ein "wertvolles Kunstwerk" erkennt.

In wenigen Städten wurden in früheren Phasen der Liberalisierung solche Skulpturen entfernt (z. B. in Salzburg), weil man sich von dem inhumanen christlich- fundamentalistischen Geist distanzierte. In jüngster Zeit wurde sowohl die Entfernung als auch die öffentlich sichtbare Distanzierung abgelehnt mit der Begründung, es handele sich dabei um ein Kulturgut, das man nicht zerstören dürfe, ohne einen Bildersturm wie islamische Fundamentalisten zu betreiben.

Grotesk ist diese Begründung in zweierlei Hinsicht: Erstens handelt es sich ja gerade um Symbole eines christlichen Fundamentalismus, der die Zerstörung von Kultur und Menschen propagierte und - auch in Köln - bei Pogromen wiederholt ausführte. Ob solche Zeichen der Verachtung und Ausgrenzung unbedingt als erhaltenswerte Kulturgüter zu bewerten sind, darüber ließe sich zumindest trefflich diskutieren. Außerdem bleiben keineswegs alle "Kulturgüter" an ihrem ursprünglichen Platz erhalten, wofür es viele begründete Beispiele gibt.

Es bestehen also Anlass und Beispiele, die es nahe legen, die Kölner Domsau von ihrem öffentlichen Ort zu entfernen, sie in eine Dokumentationsstätte der Kriminalgeschichte des Christentums zu integrieren und an ihrem ehemaligen Standort gut sichtbar eine Beschreibung, Kommentare und Zeichen der heutigen Reflektion zu installieren.

Wir schlagen vor, ein solches Museum auf dem Kölner Domplatz zu errichten. Solange dieses Diffamierungs- und Ausgrenzungssymbol noch an seiner bisherigen Stelle bleibt, sollte dort aber zumindest ein deutlicher Kommentar gut sichtbar angebracht werden.

Wir wollen die Diskussion darüber gerne öffentlich führen und betrachten das als einen notwendigen Wahrnehmungsprozess - ganz im Sinne von Paul Klee, der schrieb, Kunst mache etwas sichtbar, was man sonst nicht sieht.

Wir nehmen an, dass dies auch den Intentionen der Kölner Katholischen Gemeinden entspricht und bitten Sie um Ihre Stellungnahme dazu.


Wolfram P. Kastner      Carl Blauhorn



       Aktion in Köln:


Orte, in denen sich derartige Skulpturen befinden:
website zum Thema

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