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KUNSTWERK DES MONATS
Schutzengel im Pfarrsaal

Ursula Steglich-Schaupp greift Frauenthemen auf

VON ASTRID AMELUNGSE KURTH

Berg. "Frauen Müssen immer noch nackt sein, um ins Museum zu kommen." Diesen Satz hört man oft, wenn es um die Gleichberechtigung und Anerkennung von Künstlerinnen geht, die ernsthaft die Kunst zu ihrem Beruf gemacht haben. Davon gab es und gibt es einige, aber wenige sind berühmt geworden, sieht man einmal von Publikumsmagneten wie Paula Modersohn-Becker, Frida Kahlo oder Maria Lassnig ab. Künstlerinnen wurden nie Genies genannt, weibliche Kunstprofessorinnen lassen sich heute noch an einer Hand abzählen, und "Frauenkunst" ist auch im Jahre 2011 noch so etwas wie ein Schimpfwort.

Der Bogen, den die Kunsthistorikerin und Journalistin Katja Sebald von der Kunstgeschichte zur Kunst und zu Ursula Steglich-Schaupp spannte, passte. Schließlich greift die in Breitbrunn lebende Bildhauerin und Malerin immer schon Frauenthemen auf. "Angelo custode" Schutzengel nennt sie ihre Arbeit, die sie in der Kirche präsentiert. Als "Kunstwerk des Monats" hängt es nun einen Monat lang im Pfarrsaal der evangelischen Kirchengemeinde. Kirche wird hier belebt durch die Einladung des Pfarrers Johannes Habdank, jeden zweiten Mittwoch im Monat bei Brot und Wein über Kunst zu diskutieren.

Zwei Fahnen aus transparentem Architektenpapier, geflickt, (ab)gestempelt, mit Maßen versehen, aus mehreren Teilen zusammengenäht mit Zickzackstichen, hängen im Eingangsbereich. Wie abgezogene Haut wirkt das Papier, die Flicken erzählen von Verwundung und Verletzung, von Heilung und Gesundung. Skizzenhaft sind auf diesen welligen "Häuten" zwei Frauenakte dargestellt, die Umrisslinien überlagern sich, wollen keine eindeutigen, harten, klaren Konturen. Die Künstlerin tastet sich mit dem Stift an die lebensgroßen Körperformen heran und verleiht ihnen durch die mehrfachen Umrisslinien Bewegung. Mit Kohlestift ist die eine gezeichnet, mit Rotstift die andere. Aufwärts scheint die eine zu steigen, abwärts taumelt die andere. Es könnte aber auch sein, dass beide jede in ihrer Art in die Tiefe des Seins abtauchen. Nichts lässt sich hier festlegen, weil es nicht darum gehen kann, etwas endgültig festzulegen oder Frauen in Korsette zu spannen und ein¬zuschnüren. Denn daran erinnern diese "Schnittmusterbögen" mit ihren Ziffern und Schnittlinien auch. "Angelo custode" – Schutzengel - heißt das Kunstwerk, das die Botschaft trägt, Höhenflüge und Abstürze als zum Leben gehörig und als Mensch-Sein zu akzeptieren. Dazu passte dann auch Kafkas Parabel "Auf der Galerie", die dem zahlreichen Publikum vorgetragen wurde.

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