Don Quijote   Presse Merkur

La Mancha im Bosco,
Don Quijote als Hörspiel mit zwei Gautinger Künstlern

Gauting Don Quijote de la Mancha, der Ritter von der traurigen Gestalt, zählt zu jenen Figuren der Weltliteratur, die jeder zu kennen glaubt, auch wenn er den Roman gleichen Titels noch nicht oder schon lange nicht mehr gelesen hat. Eine Gelegenheit zum (Wieder-)Entdecken boten in der Reihe "Heimspiel" im Bosco am Freitagabend drei junge Künstler, die alle aus der Gegend stammen: Cellistin Gisela Auspurg und Schauspieler Sebastian Hofmüller sind sogar in Gauting aufgewachsen und mittlerweile hierher zurückgekehrt. Gemeinsam mit dem Pianisten Bastian Pusch haben sie sich des mehr als 1200 Seiten starken Romans von Miguel de Cervantes angenommen und diesen in ein gut 90-minütiges Hörspiel verwandelt.



"Wir wussten, ehe wir anfingen, alle nicht sehr viel über diesen Stoff", bekannte Gisela Auspurg in ihrer Begrüßung, "aber wir waren sehr neugierig auf Don Quijote." Diese Neugierde ist der kurzweiligen musikalischen Lesung anzumerken und überträgt sich sofort auf das Publikum. Die drei Künstler haben sich für die jüngste und wohl derzeit beste Übersetzung des Romans entschieden, für die Fassung von Susanne Lange, der die Kritik bei Erscheinen einmütig beschied, sie habe äberzeugend den ganz besonderen Humor und Tonfall des spanischen Originals getroffen.

Genau dieser Humor trägt von Beginn an die zum Hörspiel gewordene Geschichte vom nicht mehr ganz so jungen Junker, dem die übertriebene Lektüre von Rittergeschichten derart in den Kopf gestiegen ist, dass er in der Überzeugung, selber ein Ritter zu sein, auf seinem Klepper Rosinante durch die Mancha zieht, den armen Sancho zu seinem Knappen macht und schließlich sogar gegen Windmühlen kämpft, die er für widersinnige Riesen hält.

Sebastian Hofmüller lässt in seiner sprachlichen Gestaltung des Romans sämtliche Figuren lebendig werden, verleiht ihnen einen unverwechselbaren Ton und lässt auch die vielen zwischen den Zeilen stehenden Kleinigkeiten farbig hervortreten. Gisela Auspurg und Bastian Pusch schaffen mit ihren Instrumenten die Landschaft der Mancha, Licht und Klang der Szene und spüren darüberhinaus der Atmosphäre dieser Geschichte nach. Naheliegend ist, dass Anklänge an Blues und Chanson dieser tragikomischen Figur gerecht werden, aber auch Hufgetrappel des Klepppers und das Sausen der Windmühlenflügel bieten musikalisch-farbige Bilder, die der Phantasie der Zuhörer genügend Stoff liefern, um vor dem inneren Auge die Welt des Don Quijote zu erkennen.

Ein wunderbares "Heimspiel", von dem man sich am liebsten eine Fassung mit nach Hause genommen hätte.

SABINE ZAPLIN

Foto: Fuchs

Quelle: Süddeutsche Zeitung Würmtal SZ

Nr.228, Montag, den 05. Oktober 2009 , Seite 5



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