Aufzeichnungen von Stanislav Horváth

20. September 1987

Ich führe die Masken der Verwandlung vor. Das ist mein Weg.

8. Oktober 1987

Was ist ein Bild für mich? – Eine Möglichkeit, dem Zynismus zu entrinnen. Eine Rettung von der unerträglichen Niederlage, die das Leben darstellt. Für das Individuum gibt es keine Rettung.

26. Mai 1989

Ich male die Steine, Pflanzen, Brotkrümel, und immer wieder stelle ich fest, daß diese Bilder Zeit brauchen – reifen müssen. Es sind Wege, Brücken zu einsamen Plätzen, noch nie gesehene Landschaften.

28. Juni1989

Für mich bleiben nur die »Oberbegriffe« Inhalt, (...) zum Beispiel »der Berg«, »der Baum«, »die Landschaft«, »die Pflanze«, genauso aber auch »abstrakte Körper«: »der Würfel«, »das Viereck«, »der Kreis«; und ich bringe diese Dinge in eine neue Relation, ich erhebe sie sozusagen aus dem bedeutungslosen, anonymen Zustand des Allgemeinen (...); ich bringe sie, die Dinge, in den Zustand der Aufmerksamkeit (...)

Also: das Allgemeine wird das Besondere – oder auch: das Allgemeine ist das Besondere!

1. Februar 1990

In der Gleichwertigkeit gibt es keine Gerechtigkeit.

14. August 1990

Der Maler sollte die Geheimnisse aufsparen, die unser Leben begleiten, und sie so aufzeigen, daß sie das Leben lebenswert erscheinen lassen ...

16. August 1990

Man steht einer emotionslosen Welt gegenüber, in der nichts zu helfen scheint, weil Stillstand herrscht; nur der Schein einer Tätigkeit simuliert Dynamik.

Mit Recht muß man als Künstler um die Rettung der Sinne kämpfen, die vielleicht für immer verloren ...... Pflanze, Landschaft, Geheimnis, Farbe, das Leben, bevor es uns gab. Eine stammelnde Botschaft senden, die sich allen Deutungs- und Wahrheitssystemen entzieht.

12. Oktober 1990

Die Tendenz zur Einfachheit in der Malerei ist bei mir unbestritten. Manchmal entwickle ich aber auch Verflechtungen, die an Unmöglichkeiten grenzen, und immer wieder muß ich solche Bilder zur Räson bringen, zur Einfachheit zurückführen, sie retten – so wie ich mich selber durch Malerei in einem fort rette ...

Zitiert aus: Katalog Stanislav Horváth, Staatsgalerie für moderne Kunst, München, 1991, S 27